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MéXIcO      

Festland 1 

Schluss mit lustig

Ostern 2017

# Schluss mit lustig

Dass sich eine Straße richtig schlängeln kann, beweisen uns die letzten 300 Kilometer Richtung Copper Canyon. Keinen Meter geht es hier geradeaus. Wir kommen nur langsam voran. Otto schraubt sich in endlosen Serpentinen über felsige, trockene Berghügel auf 2500 Meter Höhe. Die Gegend ist dünn besiedelt. Nur ab und zu kommen uns LKWs entgegen.

 

An einer Ausbuchtung machen wir gerade Kaffeepause als im rasanten Tempo zwei Polizeifahrzeuge an uns vorbeibrettern. Sie machen kehrt und keilen Otto vorne und hinten ein. Sekunden später sind wir von acht schwerbewaffneten Polizisten umzingelt.

 

Beeindruckt von diesem Auftritt überdenken wir kurz unsere Möglichkeiten. Plan B „Flüchten“ scheidet aus. Plan C „Bärenspray“ erscheint ebenfalls wenig Erfolg versprechend. Plan A muss es richten, unsere stärkste Waffe: Wir sind freundlich, aber furchtlos!

 

 

 

 

Hans-Jürgen steigt aus und mit einem herzlichen „buenas tardes“ schüttelt er dem Anführer erstmal kräftig die Hand. Keiner der Krieger spricht englisch, was bedeutet, dass die anstehenden Fragen möglichst zügig auf spanisch zu beantworten sind, also „Schluss mit lustig“! Schnell schnappe ich mir die Wörterbücher und was höre ich da? Auf spanisch erklärt HJ wer wir sind und wo wir herkommen und hinwollen. Na bitte, geht doch. Eduardo hat mit seinen Unterrichtsthemen voll ins Schwarze getroffen. Die Lage entspannt sich mit jeder beantworteten Frage. Voller Stolz verlasse jetzt auch ich meine sichere Deckung und begrüße die Männer.

 

Irgendwann ist der Anführer zufrieden, nimmt sein Handy und bittet alle Anwesenden zum Gruppenfoto. So cool, das Bild muss ich haben. Ich zögere nicht lange, drücke ihm für ein weiteres Foto mein Iphone in die Hand, trete zurück in die Reihe und grinse weiter. Klappt, ich hab‘ das Foto.

 

Ein kurzer Pfiff und die Krieger springen auf ihre PickUps. „Buen viaje“ rufen sie uns noch zu, bevor sie von den Serpentinen verschluckt werden.

16. bis 19. April 2017

Der Weg ist das

   Ziel

Barranca del

   Cobre

# Tief, tiefer, Urique.

Drei Tage sind wir nun auf dem mexikanischen Festland unterwegs und unser Navi zeigt immer noch „Schlangenlinien“. Was ist es nur, das uns in diese gebirgige, einsame Landschaft zieht. Der Name „Kupferschlucht“ klingt zunächst nicht überwältigend, was sich jedoch sofort ändert, wenn ein Mexikaner über diese Bergregion spricht: „Barranca del Cobre“ klingt sehr mächtig, wobei die rollenden rrr’s eine gewisse Dramatik verleihen.

 

Die Barranca del Cobre ist eine der größten Gebirgsschluchten Nordamerikas und liegt in der Sierra Madre Occidental im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua. Das kupferfarbene Gestein verlieh ihm einst seinen Namen. Dieser Canyon ist viermal so groß wie der weltberühmte „Grand Canyon“ im US-amerikanischen Arizona und wurde ebenfalls durch die Kraft eines Flusslaufes geschaffen. Sechs bis zu 1900 Meter tiefe und 50 Kilometer lange Schluchten bieten atemberaubende Ein- und Ausblicke.

 

Die meisten Besucher erreichen diese Gegend nicht wie wir mit dem Fahrzeug, sondern mit der Eisenbahn. Obwohl das Zugfahren in Mexiko eine sehr untergeordnete Bedeutung einnimmt, ist die Fahrt mit dem „Chepe“ eine ganz besondere Attraktion. Diese Eisenbahnstrecke gilt als eine der Spektakulärsten der Welt und führt von der Hafenstadt Topolobampo über Creel bis nach Chihuahua. „El Chepe“ schlängelt sich vorbei an schwindelerregend tiefen Schluchten und bizarren Felsformationen. Durch 87 Tunnel, Kurven und Spiralschleifen wird auf der 650 Kilometer langen Strecke ein Höhenunterschied von 2400 Meter bewältigt.

 

Wer mit dem Zug fährt erhält jedoch nur in der Kleinstadt Divisadero einen Einblick in das Schluchtensystem der Barranca del Cobre. Da wir den Canyon näher erkunden wollen, auch in die Schluchten einfahren möchten und, mit etwas Glück, Kontakt zu den mexikanischen Ureinwohnern, den „Rarámuri“-Indianern, bekommen möchten, haben wir unseren „Otto“ dem „Chepe“ vorgezogen. Am tiefsten Punkt des Canyons, in und um das Dorf „Urique“ lebt die größte Gruppe der Rarámuri. Um dorthin zu kommen, müssen wir weit und tief hinunterfahren. Die unbefestigte, einspurige Straße hat es in sich. Wie in ein Bergwerk fahren wir ein, lassen 1870 Höhenmeter und einige Nerven zurück und kommen an in „Tief, tiefer, Urique!

                                                                           Hans-Jürgen

Am Aussichtspinkt Divisatero

20. bis 22. April 2017

Im Tal der

Stille

dunkle Wolken in

Guachochi

23. bis 25. April 2017

Auf der Fahrt von Creel nach Zacatecas übernachten wir in Guachochi im Innenhof eines Hotels. Am Abend ziehen dunkle Wolken auf und tauchen die kleine, verschlafene Stadt in gespenstisches Licht.

 

Am nächsten Tag machen wir Strecke. Unsere Route führt durch die unberührte Weite der Sierra Madre del Occidental. Bei Sonnenuntergang erreichen wir die „Zona de Silencio, La Flor, Biosfera Mapimi“. Die Lichtstimmung ist gigantisch, der aufkommende Wind treibt Tumbleweeds (kleine Rundballen aus Gestrüpp) vor sich her. Nur einige Grillen zirpen und in der Ferne ist nachts das Heulen von Kojoten zu hören. Sonst nichts.

 

Das Tal der Stille ist weitläufig von Bergketten umgeben und mit Kakteen bestückt soweit das Auge reicht. Inmitten liegt ein kleiner, sauber angelegter Campingplatz. Das Art déco zwischen Western- und Hippie-Romantik lädt uns ein, einen Tag länger zu bleiben. Bei der Gelegenheit können auch mal die wichtigsten Schrauben bei Otto nachgezogen werden.

# Koloniales Mexiko

lebendig

Zacatecas

MUSEO DE ARTE ABSTRACTOS, Zacatecas

In Zentralmexiko sind die Kolonialstädte unser Schwerpunkt. Viele davon stehen unter der Schirmherrschaft der UNESCO und zählen zum Weltkulturerbe. Imposante Kirchen und farbenfrohe Häuser sind stumme Zeugen des Unabhängigkeitskrieges der Mexikaner gegen die spanische Kolonial- herrschaft sowie  der 100 Jahre später folgenden Revolution gegen das diktatorische Regime. Traditionelles Kunsthandwerk und moderne Kunst wechseln sich ab und beleben  die alten Gemäuer.

 

Wir beginnen mit der alten Silberstadt  Zacatecas, die  auf einer Höhe von 2500 Metern liegt. Tagsüber ist es richtig warm, die Nächte sind jedoch erfrischend kühl. Wieder parken wir im Innenhof eines Hotels oberhalb der Stadt mit herrlichen Ausblick auf das bunte Häusermeer. 

Der Rhythmus dieser bezaubernden Stadt ist spürbar anders. Hier wird uns zum ersten Mal bewusst, dass wir in Lateinamerika angekommen sind. Die bunte Kulisse  wirkt lebendig. Alt und Jung zieht es am Abend auf die schönen Piazzas. Mexikaner sind lebenslustig, fröhlich, selbstbewusst und gesellig. Überall wird gelacht, getanzt, gegessen und getrunken. Musik ist immer das zentrale Element.

 

Wir mischen uns in das lustige Treiben und haben nicht das Gefühl, außen vor zu sein.

26. bis 28. April 2017

charlys restaurant

Charly's

Restaurant

Die Schweiz ist bekanntlich ein Staat in Europa. Doch auch in Mexiko gibt es eine „rot-weiße Insel“. Verantwortlich dafür ist Charly. Vor 30 Jahren ist er ausgewandert und hat sich hier eine Existenz aufgebaut. Sein Restaurant ist bei Mexikanern sehr beliebt. Neben einer Bungalowanlage gibt es auch Stellplätze für „Overlander“. Schweizer Käse, Fleischwurst, Salami, Currywurst, Schnitzel, Züricher Geschnetzeltes mit Rösti, Apfelstrudel, heiße Liebe und Erdinger Weißbier stehen auf der Speisekarte. Zu Hause Standard, so fern der Heimat jedoch fühlt es sich an, als hätte man den blauen Diamanten gefunden. Ein Stopp bei Charly ist für Panamericana-Fahrer so obligatorisch wie Chichen Itza auf Yucatan. Es vergeht auch tatsächlich eine Woche, bis wir alle Schmankerln probiert haben.

 

Die Schweizer, Maggi und Ruedi, die mit ihrem Wohnmobil aus Südamerika kommend, Richtung Halifax unterwegs sind, leisten uns beste Gesellschaft. DJ Ötzi, Helene Fischer und Vicente Fernandez, der Altmeister der mexikanischen Volksmusik, sorgen über die Musikanlage für Hüttengaudi bis die mächtigen Kakteen wackeln. Wir genießen die kleine Auszeit und fühlen uns bei Charly zu Hause.

 

Lieber Charly, für uns bist du ein wesentliches Stück Mexiko, du hast unsere Reise echt bereichert. Wir danken dir herzlich für deine Gastfreundschaft und wünschen dir und deiner Familie weiterhin alles Gute.

28. April bis 05. Mai 2017

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Hallo

Nachbar

Unser Stellplatz bei Charly in der Nähe von Atotonilco el Alto liegt direkt an seinem Grundstücksrand, neben einem schönen, schmiedeeisernen Zaun. Der Blick über diese Grenze verrät uns sofort, dass dort Gartenliebhaber hantieren, die sich auf Kakteen spezialisiert haben. Am nächsten Morgen kommt Hans-Jürgen mit „unserem neuen Nachbarn“ ins Gespräch.

 

Martin und seine Frau Julia stammen aus der Schweiz. Zehn Jahre waren sie mit ihrem Unimog unterwegs, bevor sie sich hier niedergelassen haben. Beide verbindet, neben dem Reisen, die Liebe zu Kakteen. Spontan laden sie uns ein und so können wir am Abend durch die herrliche, mit viel Liebe zum Detail geschaffene Gartenlandschaft wandeln. Ein Augenschmaus. Die zahlreichen, verschiedenartigen Kakteen machen wieder einmal die Kreativität der Natur deutlich. Die unterschiedlichen Grüntöne und Blattformen sind beeindruckend und wunderschön. Julia hat viele der Pflanzen  aus Samen gezogen. In allen Teilen Mexikos sind die beiden, auch im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Universität von Mexiko City, unterwegs, um die Artenvielfalt noch weiter auszubauen.

 

Im Zentrum der Anlage gibt es eine Außenküche und eine geniale Feuerstelle. Lange sitzen wir an diesem Abend unter dem Sternenhimmel inmitten der stacheligen Gesellen und reden übers Reisen, die Welt und natürlich über diesen wunderschönen Garten. Die beiden erzählen mit so großer Leidenschaft über die Entstehungs- geschichte ihres gemeinsamen Projektes, dass ich etwas Heimweh nach unserem Garten bekomme, den Hans-Jürgen und ich in den letzten zwanzig Jahren geschaffen haben. Das Wissen, jederzeit an diesen Ort in der Heimat zurückkehren zu können, ist uns sehr wichtig. Wir sind  neugierig auf die Welt, aber mit festen Wurzeln.

29. April 2017

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Herzen

hören

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05. bis 08. Mai 2017

Die Begegnung mit José Luis ist so besonders, dass ich mehrere Anläufe brauche, um sie in Worte zu fassen. Charly, der mexikanische Schweizer, hat uns diesen Kontakt vermittelt, da es in Morelia keinen Wohnmobilstellplatz gibt.

 

Ohne zu zögern nimmt uns José Luis bei sich auf. Aber nicht nur das. Ganz selbstverständlich kümmert er sich darum, dass es uns an nichts fehlt. In den zwei folgenden Tagen lässt er es sich nicht nehmen, uns nach Patzcuaro und nach Morelia zu fahren. Wir können ihn nicht ausreden, dass er uns auch abends wieder abholt. „Mein Haus ist dein Haus“, sagt er und er meint es auch so.

 

Was für ein feiner, liebenswürdiger Mensch. José Luis ist ein gebildeter Mann. Er spricht bestens englisch und betreibt einen gut gehenden Handel für Werkzeuge und Zubehör. Jeden Abend unterhalten wir uns noch lange und laufen gemeinsam über die weitläufige Anlage mit allerlei Besonderheiten. Immer mit dabei ist sein langjähriger Mitarbeiter und Freund Octavio, genannt Puma.

 

Fünf uralte Berghütten, die abgerissen werden sollten, haben die beiden in mühevoller Kleinstarbeit demontiert und hier wieder aufgebaut. Man spürt deutlich die Achtung und den Respekt beider Männer vor der alten, traditionellen Bauweise der Holzhäuser. José Luis erzählt uns von seiner Vision. Hier auf diesem Anwesen möchte er eine Begegnungsstätte für Einheimische und Reisende schaffen. Was für eine tolle Idee.

 

Wir berichten ihm von einer App, die alle Fernreisende nützen und die sich „iOverlander“ nennt. Diese App wird von Reisenden selbst gestaltet und dort sind unter anderem auch alle Übernachtungsplätze verzeichnet und bewertet. Wenn er möchte, könnten wir sein Grundstück und seine Anlage in iOverlander eintragen. „Chingon!“ ruft José Luis, was soviel bedeutet wie geil oder supertoll, „lasst uns das machen!“ Bereits wenige Tage später haben wir die „Rancho José Luis Morelia“ offiziell in die App eingestellt.

 

Die Zeit mit José Luis und Puma war sehr intensiv. Schon längst haben sie einen festen Platz in unseren Herzen. Als Freunde gehen wir auseinander und wünschen uns ein Wiedersehen, vielleicht irgendwann in Deutschland. Lieber José Luis, unser Angebot steht, wir freuen uns schon jetzt auf deinen Besuch.      

ein ganz

normaler

TAG

José Luis hat einen Termin in Patzcuaro. Er nimmt uns in seinem Auto mit in diese bezaubernde kleine Stadt. Bereits um 8 Uhr morgens ist die Temperatur hier auf fast 2000 Meter Höhe angenehm warm. Die letzten Schwaden der frischen Nachtluft lösen sich auf. Wir setzen uns auf eine Parkbank im Zócalo (zentraler Platz inmitten einer mexikanischen Stadt) und beobachten das morgendliche Erwachen.

 

Knarrend werden die dicken Fensterläden der Cafés und Restaurants geöffnet. Kellner mit langen weißen Schürzen bringen Tische und Stühle in Position. Lieferwagen fahren vor, liefern silberne Bleche mit frischem Gebäck aus. Es wird geschäftig. Obst und Gemüsestände werden aufgebaut. Die Köche der umliegenden Restaurants sind bereits in voller Montur. Vom Eingangstor zur Küche werden lautstark frische Mangos, Papayas, Chillies und andere Zutaten geordert. Gleichzeitig wandern ihre strengen Blicke über den mittlerweile eingedeckten Außenbereich ihrer Lokale. Es ist Samstag, ein ganz normaler, arbeitsreicher Tag steht ihnen bevor.

 

Unser Beobachtungsposten, um dem herum sich dieses Treiben abspielt, ist noch eine Oase der Ruhe. Springbrunnen plätschern, Tauben gurren, streunende Hunde laufen eilig über die sauberen Rasenflächen. Aus den gut verborgenen Lautsprecheranlagen rund um den Park erklingt dezent klassische Musik. Der Obdachlose, der auf einer der Bänke geschlafen hat, wird durch die zunehmende Geräuschkulisse geweckt. Auf dem breiten Weg, der den Zócalo umrandet, treffen nach und nach die unterschiedlichsten Frühsportler ein. Es wird gejoggt, gewalkt, mit Hund, ohne Hund. Alt und Jung, bunt gemischt ziehen sie, wie ein Karussell, ihre Kreise um uns. Auf der Straße um dieses Areal haben jetzt auch die Autowäscher ihre Posten bezogen. Zwei Eimer und einige Lappen sind ihre Ausrüstung. Wasser holen sie aus den Springbrunnen. Ordentlich, ohne Worte und Pause, putzen sie geschwind’ die Fahrzeuge, während deren Besitzer ihre Einkäufe erledigen oder kurz in einer Bar oder Cantina verschwinden. Auch uns lockt der Kaffeeduft und wir unternehmen einen Platzwechsel in die Servicezone, wo uns ein fruchtiges Frühstück erwartet.

 

06. Mai 2017

 

Patzcuaro erleben wir sehr intensiv. Den ganzen Tag wandern wir durch die Gassen und Märkte. Mittlerweile ist es später Nachmittag geworden. Die Autowäscher packen zusammen. Die Lokale um den Marktplatz sind gut besucht. Es herrscht reges Treiben. Kinder jagen den Tauben nach. Schwer beladene Luftballonverkäufer bieten ihre Wunderwerke an. Mariachi-Sänger sind zu hören, indigene Frauen mit Kind am Rücken und vielen Taschen, Körben und Vasen, ziehen von Lokal zu Lokal, um den Gästen ihre teilweise wunderschönen Handarbeiten anzubieten. Kinder tragen die Schmucktafeln ihrer Mütter durch die Reihen. Nie aufdringlich, aber unermüdlich. Ihr Tag war lang, viele von ihnen haben wir schon am Morgen gesehen. Ein besonders eloquenter Mann bietet selbstgemachte Pfeile und Bögen an, unglaublich, auch diese finden Interessenten und Käufer. Bettler gibt es nur wenige. Meist sind es behinderte oder sehr alte Menschen. Nicht nur Touristen, auch Mexikaner stecken ihnen immer wieder einige Pesos zu.

 

Es ist bereits Abend. Wir sitzen in einem gemütlichem Lokal. Dort werden wir von Fatima und ihrem Freund angesprochen. Irgendwie haben sie bemerkt, dass wir von weit her kommen und wollen genau wissen woher. Fatima hat auch noch das dringende Bedürfnis, uns auf die Schnelle spanisch beizubringen. Das war lustig.

 

Gegen 22 Uhr holt uns José Luis wie vereinbart ab und bringt uns zurück auf seine Rancho nach Morelia. An diesen ganz normalen Tag in Patzcuaro werden wir uns immer wieder gerne und bis ins Detail erinnern.

Frida 

kocht...

Das Frida-Kahlo-Restaurant in Morelia ist ein besonderes Erlebnis. Die Einrichtung ist in allen Details an das Leben und die Werke der Künstlerin angepasst. Frida war eine Köchin mit Leidenschaft. Viele der angebotenen Gerichte stammen aus ihrem Kochbuch. Eine tolle Idee, finden wir. Unglaublich wie kreativ die Mexikaner sind. Sie verehren ihre Künstler und erhalten deren Werke lebendig. Kunst gehört hier zum Alltag.

 

Zwischen Hauptspeise und Nachtisch wird uns ein Feuerwerk der besonderen Art präsentiert. Auch dadurch wird deutlich, welches Niveau die jungen Leute in diesem Land anstreben.

 

Wir werden in ein Séparée gebeten. In der Mitte des Raumes steht ein runder Tisch, der ganz in weiß mit Tellern eingedeckt ist. Der Kellner bittet uns Platz zu nehmen und rückt die Stühle zu recht. Dann verlässt er den Raum und das Licht geht aus ............!

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07. Mai 2017

außer-

gewöhnlich

Guanajuato liegt sehr reizvoll zwischen den steilen Hängen eines Bergkammes. Die prächtigen Kirchen, Villen und alten Theater aus der Kolonialzeit erzählen stumm die spannende Stadtgeschichte. 1558 wurde hier eine der reichsten Silberadern der nördlichen Hemisphäre entdeckt. 1559 wurde die Stadt angelegt. Nach dem Unabhängigkeitskrieg von Spanien profitierten die Silberbarone von den unermesslichen Schätzen und trugen weiter zur Entwicklung bei.

 

Es ist herrlich warm und die Luft trocken. Alle Aktivitäten finden unter freiem Himmel statt. Immer herrscht ein reges Treiben. Die engen Gassen mit Kopfsteinpflaster sorgen für das typisch koloniale Flair. Baumbestandene Plazas mit vielen Bänken laden zum Bleiben ein. Unter den schattenspendenden Blätterdächern ist es angenehm kühl und erfrischend.

 

Tatsächlich werden diese Parkanlagen von den Bewohnern als erweiterter Wohnbereich ausgiebig genutzt. Hier findet jedermann Unterhaltung und Gesellschaft. Natürlich wird auch musiziert. Die Steintreppen des historischen Theaters sind vor allem bei Studenten beliebt. Es wird gelernt, gelacht, geküsst, gegessen und getrunken.

 

Stundenlang bummeln wir durch diese schöne Stadt und besichtigen einige der alten Bauwerke. Zwischendurch machen wir es uns, wie die Einheimischen, auf einer Bank oder auf den einladenden Steintreppen gemütlich und verfolgen das friedlich fröhliche Treiben.

 

Auch in den anderen von uns besuchten Kolonialstädten fühlt sich das Alltagsleben ähnlich an. Was Guanajuato jedoch so besonders macht, ist die Verkehrsführung. Die beengte, aber geschützte Lage zwischen den Bergkämmen sorgte im modernen Zeitalter des Automobils bald für Platzprobleme. Frühere, unterirdische Wasserläufe brachten die Lösung. Viele Straßen, Abzweigungen und Kreuzungen wurden „unter Tage“ verlegt. Heute winden sich die Hauptstraßen durch die farbenfrohen Häuserzeilen, verschwinden plötzlich in der Tiefe, führen durch ein 30 Kilometer langes, verzweigtes Tunnelsystem und tauchen an markanten Plätzen wieder auf ...... richtig spannend, hat was!

09. bis 11. Mai 2017

immer Sommer

San Miguel de Allende ist ein besonderer Wegpunkt auf unserer Reise Richtung Süden. In der überschaubaren, schönen Stadt wollen wir uns eine zeitlang aufhalten, um unsere Spanisch-Kenntnisse zu erweitern. Außerdem hoffen wir, dort die Overlander Bärbel und Joachim anzutreffen. Deren Reise verfolgen wir schon seit langem. Viele wertvolle Informationen bezüglich der Reisevorbereitung, Verschiffung und Bordtechnik verdanken wir der Homepage www.reisestationen.de. Joachim ist zudem Verfasser der Website www.panamericanainfo.com, die eine wichtige Informationsplattform für Reisende auf der Panamericana darstellt. Diese beiden Traveller tatsächlich persönlich kennen zu lernen, wäre ein echtes Highlight für uns. 

 

Der kleine RV-Park liegt mitten in der Stadt in einem Innenhof. Hans-Jürgen steuert souverän durch die engen Gassen dieser verwinkelten Stadt. Wir finden das rote Tor mit dem kleinen Schild RV-Park und einer Klingel. Die Straße ist eng, sehr eng. Außerdem parken Autos links und rechts dicht neben der kleinen Toreinfahrt. Da wollen wir rein?!

 

Ich springe aus dem Auto, drück’ fest auf die Klingel und hoffe inständig, dass auch gleich jemand kommt.  Durch unseren plötzlichen Stopp ist die Autokarawane hinter uns gezwungen, ebenfalls anzuhalten. Das einsetzende Hupkonzert macht mich nervös. Hans Weber, der Betreiber des Platzes, erscheint sofort. Für eine Begrüßung bleibt angesichts des Spektakels keine Zeit. Wie lang ist euer Auto?, will er wissen. Sechs Meter fünfzig, antworte ich ihm. Ok, dann geht es, meint er, mit Fahrzeugen über sieben Meter Länge wäre die Einfahrt nicht zu machen.

 

Hans öffnet das Tor. Schnell geb’ ich HJ die Informationen, dass die anstehende Unternehmung eine enge Kiste wird. Dann mach’ ich die Augen zu. Als das Hupkonzert verstummt, blinzle ich, der Verkehr rollt wieder, wir sind drin. Hans und Hans schütteln sich die Hände und lachen.

 

Man bin ich stolz auf meinen Trucker. Was hat der nur für Nerven? Nie lässt er sich aus der Ruhe bringen. Wieder einmal denke ich an den Satz, den er immer zu mir sagt, wenn die Straße eng ist oder tiefhängende Stromleitungen ein Durchkommen für mich unmöglich erscheinen lassen:  "Wenn der Bierlaster durchkommt, dann schaffen wir das auch!" Hoffentlich behält er immer recht.

 

12. Mai bis 20. Juni 2017

Wie ein bunter Schmetterling, fröhlich, gutgelaunt und ausgeglichen, flattert Alicia die Spanischlehrerin auf unsere „kleine Terrasse“ neben Otto. Eloquent erläutert sie auf englisch ihr Unterrichtskonzept. Will man ernsthaft eine Sprache lernen, bedeute dies in erster Linie das Auseinandersetzen mit der Grammatik, betont sie. Vokabeln erlernt man nebenbei und vor allem im zusätzlichen Selbststudium. Sie empfiehlt täglich, außer samstags zwei volle Unterrichtsstunden für mindestens drei Wochen. So hat sich Hans-Jürgen das vorgestellt. Er zückt sein Handy und vereinbart mit ihr alle Termine. Grammatik ohne mich. Ich bin raus!  

 

Am nächsten Tag beginnt der Unterricht. Hochmotiviert geht Hans-Jürgen zur Sache. Ich halte mich in sicherer Entfernung. Was tun mit der freien Zeit? Diese Frage ist schnell beantwortet. Bärbel besorgt mir 70 Meter schwarzes Lederband und ich eröffne neben dem „Klassenzimmer“ meine „Pazifikdollar-Werkstatt“. Von einer Schneiderin lasse ich noch bunte Stofftaschen nähen, um jeden Einzelnen als Geschenk für meine Freundinnen zu verpacken. Bunte Bänder und Stoffe gibt es günstig zu kaufen.

 

Auf einem Streifzug mit Bärbel durch die Stadt entdecke ich ein interessantes Armband aus Schließnadeln und Perlen. Tolle Idee! Am örtlichen Dienstagsmarkt, der hauptsächlich von Mexikanern besucht wird, entdecken wir einen gut sortierten Perlendealer. Schließnadeln und elastisches Band gibt es natürlich auch. Zurück am Campingplatz wird aus meiner Pazifikdollar-Werkstatt die „Frida-Kahlo-Armband-Manufaktur“. Insgesamt hab ich in der Zeit in San Miguel über 2000 Schließnadeln und viele, viele Perlen verarbeitet. 28 schmucke Armbänder waren das Ergebnis.

immer

SOMMER

 

Auf dem kleinen Camping-Areal ist nichts los. Nur ein schöner weißer MAN, den wir aus dem Internet kennen, strahlt uns an. Bärbel und Joachim sind auch hier und begrüßen uns freundlich. 

 

Die beiden Overlander kennen sich in San Miguel bestens aus. Sie nehmen uns nicht nur herzlich auf, sondern auch mit, zum Bäcker mit dem besten Brot und zum Gemüsehändler mit der besten Auswahl und Qualität. Auch den Kontakt zu Alicia der Spanischlehrerin vermitteln Sie uns. 

 

Bärbel ist eine ambitionierte, kreative Schmuckdesignerin. Ihre handgefertigten Modelle sind Unikate. Besonders freut es mich, dass sie aus dem Kristall vom Hippie-Mädchen in Phoenix, für mich eine wunderbare Halskette gefertigt hat. So wird aus diesem Bergkristall ein Erinnerungsstück mit doppelter Wirkung. Viele lustige Abende verbringen wir zusammen, sprechen über Fotografie und erzählen Reisegeschichten. Aus unserer Nachbarschaft entwickelte sich eine echte Freundschaft.

 

Liebe Bärbel, lieber Joachim, vielen Dank für alles. Bereits heute freuen wir uns auf ein Wiedersehen, irgendwo, irgendwann.

Hablo

ESPANIOL

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In Mexiko vergeht kein Tag ohne festliche Aktivitäten. Dabei liegen Kirchliches und Weltliches sehr nahe beieinander. 

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Teil 2

Hector und seine Familie kennen wir noch nicht. Charly, von Charly’s Restaurant bei Atotonilco und José Luis von der Rancho in Morelia, haben den Kontakt zu uns vermittelt. 

 

Hector’s Tochter Andrea möchte in Deutschland studieren und hat einige Fragen. Er bittet uns um ein Treffen. Natürlich willigen wir ein. Am nächsten Sonntag möchte uns er und seine Familie aus dem zwei Fahrstunden entfernten Morelia hier auf dem Campingplatz in San Miguel besuchen.

 

Wir fegen die Terrasse, kaufen Kuchen und decken den Tisch. Absolut pünktlich erscheint Hector, seine Frau Adriana und seine Töchter Andrea und Mariana. Alle sind uns sofort äußerst sympatisch. Die beiden jungen Mädchen sprechen gut englisch, sind ausgesprochen aufgeschlossen und wissbegierig. Die Zeit verfliegt. Wir versuchen, die Fragen zum Leben und Studieren in Deutschland so gut es geht zu beantworten. Über unseren Sohn Leo können wir Andrea den Kontakt zu einer Mexikanerin, die wie er am Bodensee studiert, vermitteln. Am Abend gehen wir noch gemeinsam in ein gepflegtes italienisches Lokal. 

 

hören

Herzen

Wir verbringen eine lustige intensive Zeit. Sie laden uns nach Morelia ein zum „Dia de Muertes“, einem ganz besonderen Fest Anfang November. Auch der Satz „mein Haus ist dein Haus“ fällt wieder und wir wissen mittlerweile, dass Mexikaner dies auch so meinen.

 

Wir versprechen, uns ernsthaft zu überlegen, im November bei ihnen vorbei zu kommen. Bevor wir uns verabschieden, verschwindet Adriana kurz ins Baño. Irgendwann am Nachmittag habe ich ihr schönes Outfit bewundert. Jetzt kommt sie in Jeansjacke zurück und überreicht mir ihre Bluse als Geschenk. Natürlich will ich das nicht annehmen, aber sie macht es mir unmöglich abzulehnen. Minuten später stehe ich mit diesem einmaligen Präsent in der Hand auf der Straße und winke, mit Tränen in den Augen, dem kleinen roten Auto hinterher.

von links nach rechts:

Hector, Charly, José Luis mit Frau

 

 Nomada

Mexiko chity

México

City

Wo übernachtet man in México City?

 

Das Hotelangebot ist genauso unüberschaubar wie die riesige Metropole selbst. Es gibt 16 Bezirke, die wiederum in 200 Wohnviertel unterteilt sind. Die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich im „Centro Historico“, nahe der großen Kathedrale. Will man da wohnen?

 

Lange Zeit suche ich im TripAdvisor nach einer passenden Unterkunft. Doch keines der großen Hotels gefällt mir wirklich. Auf der Internetseite www.die-ausreiser.de werde ich schließlich fündig. Karin und Manfred kennen wir nicht persönlich. Sie sind wie wir auf der Panamericana unterwegs und berichten in ihrem Blog über ihre Reise von Argentinien nach Alaska.

 

México City haben sie erst kürzlich besucht und empfehlen uneingeschränkt ein kleines Bed & Breakfast Appartment im historischen Zentrum. Was für die beiden bestens in Ordnung war, wird auch unseren Ansprüchen genügen und so bucht HJ, natürlich wieder per Handy, für fünf Nächte ein Zimmer in der ChillOut-Flat-B&B. Minuten später erhalten wir eine freundliche Buchungsbestätigung sowie Informationen zur Anfahrt in Englisch und auch auf Spanisch zur Info für den Taxifahrer. Toller Service!

 

Am nächsten Tag machen wir uns per Taxi auf den Weg in die City, deren Zentrum lediglich 30 km von unserem Stellplatz entfernt ist. Wir sind gespannt, was uns hinsichtlich Verkehrsaufkommen und Unterkunft erwartet. Vielspurig taucht die Stadtautobahn  immer tiefer in das Häusermeer zwischen sanften Hügeln ein. Nichts wirkt anders als in den Städten, die wir bereits besuchten. Der Verkehr ist dicht, jedoch nicht chaotisch. 

 

Die „Paseo de la Reforma“ mit etlichen Hochhäusern und Denkmälern ähnelt tatsächlich der Champ Elyssee in Paris. Unsere Fahrt verlangsamt sich, je näher wir dem Zentrum kommen. Herrliche Kolonialbauten stehen uns Spalier. Das Publikum ist bunt gemischt, es herrscht geschäftiges Treiben. Schöne Geschäfte und Cafés laden zum Bummeln ein. Nach einer Stunde Fahrzeit spuckt uns das Taxi auf einer vielbefahrenen Straße vor einem großen sechsstöckigen Appartementhaus aus. 

 

Beim Doorman in der Eingangshalle schreiben wir uns in ein großes Buch ein. Das Haus ist aus den 40er Jahren, der Innenhof wirkt sauber und ruhig. Im gesamten Haus ist niemand zu sehen, auch kein Schild weißt auf unser B&B hin. Dennoch finden wir schnell die uns mitgeteilte Wohnungstür mit den goldenen Ziffern 203. Hier muss es sein.

 

 

Andrea, die Tochter dieser familiengeführten Unterkunft erwartet uns bereits. Sie begrüßt uns herzlich und ohne jegliche Eile. Sicherlich hat sie gemerkt, wie neugierig unsere Augen durch die zentrale Wohndiele wandern, um die Lage abzuchecken. Die Wände sind in bunten Farben gestrichen. Die beiden Esstische, an denen das Frühstück serviert wird, wirken einladend, ebenso unser Appartment, einfach, aber tiptop sauber; auch eine kleine Küche können wir benutzen. Es gibt wahrlich nichts zu meckern.

 

In den folgenden Tagen erleben wir die Einzigartigkeit dieser kleinen, liebenswerten Unterkunft. Andrea entpuppt sich als aufmerksame Gastgeberin und hervorragende Reiseleiterin. Jeden Morgen beim Frühstück fragt sie nach den Tagesplänen der Gäste, zeichnet Routen in Stadtpläne, erläutert das Metro-System und die verschiedenartigsten Taxi-Gesellschaften. Sie recherchiert die Öffnungszeiten der Museen, gibt Restauranttips und empfiehlt für den abendlichen Absacker angesagte Bars in der Innenstadt.

 

Zwischenzeitlich serviert ihre Mutter das Frühstück. Alle Gäste sitzen gemeinsam an den beiden Tischen. Shrikant aus Indien, Loig aus Belgien, Steve aus Irland, Jenny aus Denver, Clara aus Neuseeland. So witzig und interessant, wenn jeder seine Reisestory erzählt. Hier sitzt tatsächlich die Welt an einem Tisch. Erstaunlich, wie wir in den wenigen Tagen zusammenwachsen und auch das eine oder andere zusammen unternehmen, bevor jeder wieder seinen eigenen Weg geht. Wir haben uns hier ausgesprochen wohl gefühlt und vergeben „fünf Herzen“ für Andrea und die Chillout-Flat-B&B.

Grand Hotel

Ciudad de México

27. Juni bis 02. Juli 2017

Übrigens:

Im Grand Hotel Ciudad de México wurden Teile des letzten James Bond 'Spectre' gedreht. Die Aussicht von der Dachterrasse auf den großen Zocalo mit Kathedrale ist tatsächlich grandios.

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Besuch

bei Frida

 

Das auffällig lebendige Blau der „Casa Azul“ sticht sofort ins Auge. Hohe Mauern umgeben das Anwesen, das heute eines der meistbesuchten Museen in México City ist. Frida Kahlo wurde 1907 hier geboren und verbrachte einen Großteil ihres Lebens in diesem Haus. 

 

Ich bin tatsächlich etwas aufgeregt, so als würde mir diese Künstlerin, die mich in den letzten Monaten sehr beschäftigt und inspiriert hat, hier persönlich begegnen. Drei Stunden wandeln wir durch das herrliche Museum, das auch Hans-Jürgen sehr gut gefällt. Ihr lichtdurchflutetes Atelier, mit Blick in den Innenhof, wirkt, als hätte Frida nur für den Moment die Arbeit unterbrochen, um gleich wieder ans Werk zu gehen.

 

Ihre Küche lässt erahnen was für Zauberkunststücke sie hier vollführte. Am gemütlichen, gelben Esstisch wurden viele bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Kunst bewirtet. 

 

Auch wenn ich in vielen Punkten ihre Ansichten nicht teile und manche ihrer Lebensentscheidungen nicht nachvollziehen kann, ist sie mir doch eine gute Freundin geworden. Ich empfinde große Sympathie für diese außergewöhnliche Frau, die in ihren Bildern ihr leidvolles, schwieriges Leben erzählt. Hier im „Blauen Haus“ in México City verabschiede ich mich von dieser beeindruckenden Künstlerin.

 

Viva la Vida, liebe Frida!

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wikipedia.org>wiki>Frida...

 

Blau waren die Hefte meiner Schulzeit, DIN A5, sachlich, nüchtern und mittig geklammert. Eines Tages war es soweit. Im Schreibwarenladen meiner Eltern konnte ich eine neue Aufmachung, heute würde man sagen „Design“, an Schulheften und –blöcken bestaunen. Das Innenleben war gleich geblieben, kariert oder liniert, aber das Deckblatt bestand aus einem festen, weißen Hochglanzkarton, mit Fotografien von Sehenswürdigkeiten aus der ganzen weiten Welt.

 

Der Eiffelturm in Paris, das Colosseum in Rom, die Pyramiden in Kairo, das Taj Mahal in Indien und einige andere imposante Bauwerke weckten schon damals meine Reiselust. Ganz besonders beeindruckt war ich allerdings von einem nahezu quadratischen Gebäude, dessen Wände mit unzähligen Mosaiken verziert waren. Es handelte sich um den Komplex der Bibliothek der Universität von Méxiko City. Unendlich weit weg, aber so faszinierend, dass ich mir immer wieder vorstellte, irgendwann einmal dort vor diesem Bauwerk zu stehen.

 

Heute, etwa 50 Jahre später, konnte ich mir diesen Traum verwirklichen. Ja, es gibt ihn wirklich, diesen 10stöckigen Komplex mit farbenprächtigen Mosaiken von Juan O’Gorman, deren Darstellungen die Kolonialherrschaft und die Kultur der Azteken aufzeigen. Ein oder zwei Tränchen hatte ich schon in den Augen. HJ

50Jahre

Träumerei

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Interessiert man sich für Frida Kahlo, kommt man natürlich auch an ihrem Ehemann, dem bereits zu Lebzeiten erfolgreichen und bekannten Künstler, Diego Rivera, nicht vorbei. Seine beeindruckenden Murales sind kreuz und quer in der Stadt verteilt.

 

Im „Palacio de Bellas Artes“ stehen wir vor dem riesigen Wandgemälde „Mann an der Kreuzung“. Im „Palacio de National“ bringt er uns „Die Geschichte Mexikos“ nahe und im Museum Diego Rivera bestaunen wir das bekannte zwölf Meter lange und drei Meter hohe Bild "Ein Nachmittag im Park de Alameda“. In der Sonderausstellung Picasso und Rivera sowie im Privatanwesen von Dolores Olmeda, im Stadtteil Xochimilco, stehen wir vor vielen seiner unbezahlbaren Werke.

 

Ohne Zweifel war Rivera einer der beeindruckendsten, detailversessensten Maler seiner

Zeit. Als Mensch jedoch halte ich von diesem selbstsüchtigen, maßlosen Mann überhaupt nichts. Schade, dass Frida sich von ihm so blenden und verletzen ließ.

Kreuz

und quer

Diego Rivera

Eines der berühmtesten Werke zeigt Riveras Version der mexikanischen Geschichte. Es befindet sich im Palacio Nacional.

Im Palacio de Bellas Artes befindet sich ein weiteres berühmtes Werk von Diego Rivera. Dieses Bild war ursprünglich für das Rockefeller Center in New York in Auftrag gegeben worden. Rockefeller ließ das Original aber wegen seiner antikapitalistischen Thematik zerstören. Rivera malte es 1934 hier in México City ein zweites Mal.

"Traum eines Sonntagnachmittags im Alameda-Park"

Das monumentale Meisterwerk, das einen Traum Riveras erzählt, malte der Künstler 1948 für die Lobby eines Hotels. Beim Erdbeben 1985 wurde dieses Haus schwer beschädigt und musste abgerissen werden. Das Wandgemälde konnte jedoch gerettet werden.

Auf dem Bild ist Rivera selbst als Knabe mit Hut zu sehen. Zwischen Rivera und der Skelett-Dame Catrina lächelt Frida Kahlo.

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Museo Casa Estudio Diego Rivera y Frida Kahlo

Hier lebte das schillernde Künstlerpaar von 1934 bis 1940. Dieses für die damalige Zeit sehr moderne Haus wurde von dem Architekten und Maler Juan O'Gorman (Mosaiken Biblioteca Central) entworfen. Bis zu seinem Tod 1957 hatte Rivera hier sein Atelier. 

 

Hector, unser Freund aus Morelia, ist während unseres Aufenthaltes in Mexiko City ebenfalls in der Stadt. Wir treffen uns im Pata Negra, einer Bar um die Ecke.

Noch einmal läd er uns zum „Dia de los Muertos“, einem berühmten Feiertag der Mexikaner, nach Morelia ein. Dieser Tag der Toten ist nicht nur einer der wichtigsten Feiertage, sondern auch ein buntes, fröhliches Volksfest.

Mit 10 kg Buchstaben, in Form von schweren Büchern und Bildbänden, natürlich auf spanisch, untermauert er seine Einladung. Gerne nehmen wir an. Bereits jetzt freuen wir uns darauf, dieses große, spannende Ereignis Anfang November bei so lieben Freunden zu feiern.

Herzen

hören

Teil 3

Nur Einer

kennt sich aus

im Anthropologischen Museum

Wie allmorgendlich beim Frühstück fragt Andrea nach den Tagesplänen aller Anwesenden. Loig, ein junger Belgier, will heute, so wie wir, das anthropologischen Museum besuchen. Selbstverständlich und unverzüglich beschließen wir diesen Besuch gemeinsam zu machen. 

 

Erst am Eingang erzählt uns der sympathische junge Mann, dass er Archäologie studiert und die historische Kunst sowie die Mayakultur seine Spezialgebiete sind. Das anthropologische Museum ist für ihn einer der Höhepunkte seiner Reise. 

 

Bingo! Zwei „Crocodile Dundees“ ... und einer, der sich richtig auskennt.

 

Die Halle 1 macht ihrem Namen alle Ehre. Dort beginnt die lange Geschichte Méxicos  mit der Darwinschen Lehre. Steinzeitmenschen und Mammuts sowie deren Einzelteile sind feinsäuberlich geordnet.

 

Halle 2, auch diese Zeit ist schon so lange vorbei. Loig erklärt weiter und Hans-Jürgen hört aufmerksam zu. Ich entschuldige mich und nehme erstmal eine Auszeit. Vor der Halle studiere ich den Plan vom Museum.

 

Halle 4, Teotihuacán und Halle 9, die Mayas, das interessiert mich. Insgesamt gibt es 21 unterschiedliche Bereiche und ich bin mir sicher, dass Loig am Ende des Tages auch alles gesehen haben wird. Wir aber bestimmt nicht. 

 

Am Ende von Halle 3 schließe ich wieder zu meiner Gruppe auf. Hans-Jürgen und Loig sind so vertieft, ich glaube, sie haben mein Fehlen überhaupt nicht bemerkt.

 

Jetzt endlich Halle 4, Teotihuacán, mein Spezialgebiet, Hernán Cortés und Consorten gegen Moctezuma und seine mutigen prachtvollen Krieger. Ist ja nicht so, dass ich nichts weiß, ich kann ja lesen. 

 

Jetzt höre auch ich wieder unserem engagierten privaten Führer zu. Er erklärt die Sonnenpyramide, die Mondpyramide und die Straße der Toten. Loig ist begeistert von den steinernen Relikten und ich auch. Doch langsam dauert mir das Vorspiel zu lange und so frage ich gezielt nach den Azteken und Hernán Cortés.

 

I

 

 

Ich sehe, wie seine Augen kurz Karussel fahren, aber Sekunden später hat er sich wieder unter Kontrolle, holt tief Luft, bevor er für mich nach Jahrhunderten aufsteigend, in Kurzform, die Besiedelung Mexikos aufzeigt.

 

Den Anfang machten die Olmeken und Zapoteken und so weiter. Um 100 n. Chr. wurde  Teotihuacán, also die Stadt mit der Sonnen- und der Mondpyramide erschaffen. Die  Dynastie der Erbauer ging um 700 n. Chr. unter.

 

Aufschlußreich wurde es für mich an der folgenden Stelle:

 

Die  Aztekenkrieger  kamen erst etwa 1250 n. Chr. hier in diesem Gebiet an,  die Bauwerke Teotihuacáns waren zu dieser Zeit bereits verlassen. Wegen der riesigen Ausmaße dieser Anlage waren sie jedoch  der Ansicht, dass sich hier Götter geopfert haben müssen, um die Sonne der Azteken aufgehen zu lassen.

 

Die Azteken beherrschten zwischen 800 und 1500 n. Chr. einen Großteil des Landes. Sie erbauten die Stadt Tenochtitlán, welche 1521 von Hernán Cortés erobert wurde ...

 

... und damit klärte sich der Trugschluß meinerseits auf. Hernán Cortés eroberte und zerstörte nicht etwa Teotihuacán, sondern das von den Azteken erbaute Tenochtitlán, aus dessen Überresten das heutige México City entstand. Im historischen Zentrum der Stadt könne man ...>

 

 

> ... den „Templo Major“, also die Grundmauern von Tenochtitlán besichtigen. Im dortigen Museum würde auch ausführlich die Geschichte der Azteken und der Eroberung durch Hernán Cortés erzählt. Dort könne ich auch die gesuchten Relikte aus dieser Zeit finden, aber nicht hier im Anthropologischen Museum, erklärt mir Loig. Ich hatte also schlichtweg Teotihuacán und Tenochtitlán verwechselt.

Teotihuacán  und  Tenochtitlán sind zwei verschiedene Städte, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Sortiert man die Buchstaben ist alles offensichtlich. Auch Loig ist erleichtert. Aufmerksam verfolgen wir noch seine Erklärungen in Sachen Mayas. Bestimmt werden wir auf unserer Reise durch Yucatan, im Land der Mayas, noch oft an unseren liebenswerten Guide denken. 

 

Damit genug Geschichte für heute. Wir verabschieden uns von Loig und beschließen für den Abend ein Treffen in unserer Stammkneipe Pata Negra, um dem staubigen Tag ein paar dunkle Bierchen hinterher zu gießen.

 

Lieber Loig, mit dir lernten wir einen super netten, klugen und geduldigen jungen Mann kennen. Wir danken dir für deine Unermüdlichkiet, uns die präkolumbianische Kultur Méxicos näher zu bringen. Für deinen weiteren Lebensweg wünschen wir dir alles Gute und viel Erfolg.

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gefunden!

Die Azteken

... die Fehlinterpretation der Azteken ... und die Auswirkung auf die Weltgeschichte 

 

Wir befinden uns im Centro Historico von México City an den Ruinen des Templo Major. Dabei handelt es sich um die Überbleibsel der einst mächtigen Aztekenstadt Tenochtitlán.

Täglich treten die prachtvollen Aztekenkrieger auf dem Zocalo nahe der Kathedrale auf und zeigen ihre Tänze. Hier sind wir richtig, um mehr über die Azteken und deren Auslöschung zu erfahren.

 

Längst ist der große Texcoco-See, in dessen Mitte sich Tenochtitlán befand, trockengelegt und gänzlich verschwunden. Die verbliebenen Trümmer der großen Aztekenstadt im Vordergrund und die mächtige, von den Spaniern erbaute Kathedrale im Hintergrund, erzählen jedoch eine grausame Geschichte, die der Eroberung durch Hernán Cortés und seine Truppen.

 

Im Museum Templo Major gleich nebenan sind Ausgrabungen dieser prunkvollen Stadt zu sehen. Alle Tempel und Statuen waren damals sehr bunt und farbenprächtig bemalt. Dies muß die Spanier bei ihrem Eintreffen in Tenochtitlán vollständig in Erstaunen versetzt haben.

 

Nun aber kurz der Reihe nach:

 

  • Herzstück des Aztekenreiches war die 1325 n. Chr. gegründete Hauptstadt Tenochtitlán, erbaut auf einer Insel im Salzwasser-See Texcoco.

 

  • Um 1500 n. Chr. beherrschte das Aztekenimperium nahezu ganz México, wobei zahlreiche andere Völker und Stämme unterdrückt wurden.

 

  • Im Jahr 1519 ging Hernán Cortés mit 11 Schiffen und 600 Mann bei Veracruz im Osten von México vor Anker. Er hatte eigentlich den Auftrag, Handelsbeziehungen mit den dort lebenden Völker aufzubauen und zu intensivieren.

 

  • Der damalige Aztekenherrscher Moctezuma II war über das Eintreffen fremdartiger Menschen informiert, glaubte aber (angeblich) fälschlicher Weise an die prophezeite Rückkehr der wichtigsten Gottheit „Quetzalcóatl“. Er empfing deshalb die Spanier sehr freundlich und mit üppigen Gastgeschenken.

 

  • Cortés und seine Mannen waren geblendet vom Reichtum der Azteken und der Schönheit der Stadt. Eine Gier nach Gold und Silber war geweckt. Außerdem hielt Cortés die Azteken, aufgrund ihrer blutigen Rituale mit vielen Menschenopfern, für gottlose Barbaren.

 

  • Im August 1519 n. Chr. begann Cortés den wohl gewagtesten und berühmtesten Eroberungszug der Weltgeschichte. 6000 Krieger von Stämmen, die von den Azteken unterdrückt wurden, schlossen sich ihm als Helfer und Träger an. Über den heutigen Paso de Cortés (3700 m Höhe) zwischen den Vulkanen Popocatepetl und Iztaccihuatl (da waren wir auch!) zog er in der „Wunderstadt Tenochtitlán“ widerstands- und kampflos ein. Die Azteken, die von der Anzahl der Krieger weit überlegen gewesen wären, glaubten ja immer noch an den „Quetzalcóatl-Mytos“. Nach wenigen Tagen aber nahm Cortés deren König Moctezuma II gefangen und kurz darauf erfolgte sein „gewaltsamer“ Tod.        ... >

 

  • Daraufhin probten die Azteken den Aufstand und nutzten eine Abwesenheit Cortés für eine blutige Schlacht, bei der die Spanier eine herbe Niederlage erlitten. Für kurze Zeit war Tenochtitlán wieder eine freie, befreite Stadt.

 

  • Cortés aber kehrte zurück und befehligte eine Heer von über 75000 Kriegern, überwiegend von mit den Azteken verfeindeten Volksstämmen. Er griff das auf einer Insel gelegene Tenochtitlán an, kappte deren Wasserversorgung und hungerte die Bevölkerung aus. Der Untergang von Tenochtitlán dauerte eineinhalb Jahre bis zum 13. August 1521. Die damals schönste Stadt Amerikas wurde zerstört und dem Erdboden gleichgemacht.

 

  • Dies war die schmerzhafte Geburt einer neuen Stadt. Viel später entstand aus den Trümmern von Tenochtitlán México City.

 

Wenn heute von Moctezumas oder Montezumas Rache gesprochen wird, denken wir sofort an Unwohlsein in der Magen- und Darmgegend. Der Geschichte nach sind viele Untertanen Moctezumas an von den Spaniern eingeschleppten Krankheiten (Pocken, Masern) verstorben, so dass er bei seinem Tod einen Fluch über die Spanier aussandte. (Aufgrund seiner schmerzhaften Erlebnisse kann man Moctezuma wirklich verstehen. Anm. HJ) Jeder „Verfluchte“ hat seitdem, meist nach einem Auslandsaufenthalt, bei seiner Rückkehr mit kräftigem Durchfall zu kämpfen. Davon sollen nicht nur Spanier betroffen sein. HJ

# Moctezumas Rache ...

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Teotihuacán

Heimat der Götter

 

Jetzt wissen wir es dank Loig ganz genau. Teotihuacán liegt nördlich von México City und war die größte Stadt des alten Amerikas. Sie erlebte ihre Blütezeit zwischen 200 und 500 n. Chr. Als die Azteken in dieses Hochtal kamen, war die Stadt bereits 500 Jahre verlassen und teilweise zerstört. Beeindruckt von der gewaltigen Dimension der Bauwerke nahmen die Azteken an, dass hier Götter am Werk waren und tauften diesen Ort „Heimat der Götter“(Teotihuacán).

 

Die Sonnenpyramide mit ihren vier Plattformen hat eine Höhe von 70 Metern und die Mondpyramide misst 45 Meter. Der Ausblick von beiden Pyramiden in das von sanften Hügeln umgebene Tal ist phantastisch.

 

Führt man sich vor Augen, dass diese Stadt 150 n. Chr., also vor über 1850 Jahren als das Rad noch nicht erfunden war, erbaut wurde, so nimmt diese Leistung wahrlich eine göttliche Dimension an. Alles mußte von Hand bewegt werden, Millionen Tonnen von Steinen und das bis zu einer Höhe von 70 Metern.

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04. bis 07. Juli 2017

 

Wir fahren Richtung Puebla, südöstlich von México City. Der Vorort Cholula ist unser Ziel. Von hier aus soll man den besten Blick auf den bekannten aktiven Vulkan Popocatepetl und seinen Zwillingsvulkan Iztaccihuatl zu haben.

 

Aufgrund seiner Aktivität ist der „El Popo“, wie ihn die Mexikaner nennen, der seismologisch bestüberwachte Vulkan der Welt, was angesichts der potentiellen Bedrohung von rund 35 Millionen Menschen in seinem Umkreis nicht verwundert. Soviel zu den Fakten. 

 

Der romantischen Legende nach waren der stolze Aztekenkrieger Popocatepetl und die aztekische Prinzessin Iztaccihuatl unsterblich ineinander verliebt. Als der junge Krieger von einem Feldzug nicht heimkehrte, glaubte die Prinzessin, ihr Angebeteter sei in der Schlacht gefallen und nahm sich aus Liebeskummer das Leben. Wenig später jedoch kehrte Popocatepetl wohlbehalten zurück. Er konnte es nicht fassen, dass seine Angebetete tot war. Vollkommen verzweifelt trug er ihren Leichnam auf einen hohen Berg und legte sie dort zärtlich nieder. Anschließend kletterte er auf den Nachbarberg, um von dort aus mit einer brennenden, rauchenden Fackel über seine Geliebte zu wachen.  Ach, wie tragisch, ich kann mir dieses Drama richtig vorstellen.

 

Unsere Fahrt führt durch sanfte, erstaunlich grüne Hügellandschaft. Gedanklich immer noch in diese romantische Geschichte vertieft, halte ich Ausschau nach den beiden hohen Bergen. Plötzlich, hinter einer Kurve sind sie da. Während Hans-Jürgen lediglich schneebedeckte Berge sieht, erkenne ich den stolzen Popocatepetl neben seiner Prinzessin Iztaccihuatl. 

Wunderschön und gleichzeitig irgendwie unwirklich sind diese gewaltigen Berge mit ihren weißen Gipfeln, während wir durch grüne Kakteen fahren.

 

Die letzten 20 km bis nach Cholula begleiten sie unsere Fahrt. Ständig verändert sich die Wolkenbildung um die Gipfel. Die höchste Erhebung der Stadt bildet ein bewachsener und bewaldeter Hügel, auf der Hernán Cortés eine stattliche Kirche erbauen ließ. Nach deren Fertigstellung stellte sich heraus, dass diese, ohne es zu ahnen, auf der weltgrößten Pyramide errichtet wurde. Was für ein Zufall. Die Kirche blieb erhalten und in die Pyramide führen heute unterirdische Gänge.

 

Noch sind beide Vulkane gut sichtbar. Als wir oben, hoch über der Stadt ankommen, ist Iztaccihuatl bereits in Wolken gepackt. Popocatepetl jedoch zeigt sich von seiner schönsten Seite. Imposant lässt er seine Fackel rauchen und ab und zu eine Aschewolke in den Himmel steigen. Der Anblick überwältigt uns.  ... >

 

Popocatepetl

und Iztaccihuatl

 

Schon immer sind es Naturschönheiten, die uns besonders in ihren Bann ziehen. Wir wollen mehr und vor allem noch näher ran. Zwischen den beiden Vulkanen führt eine unbefestigte Straße, der Paso de Cortés auf 3700 Meter Höhe. Auf diesem Pass, über den damals der spanische Eroberer mit seinem Heer Richtung Teotihuacán zog, fahren wir immer weiter Richtung Gipfel. Für OTTO und uns ist dieser Ausflug gleichzeitig eine Bewährungsprobe, um zu prüfen, wie Mensch und Material mit dieser Höhe zurecht kommen. 

 

Unser Übernachtungsplatz an einem kleinen Fisch-Lokal etwas unterhalb könnte nicht besser sein. Vom Fenster aus können wir den Vulkankegel, der sich mittlerweile in Wolken gehüllt hat, nur erahnen. Morgen ist auch noch ein Tag. Bereits um 20 Uhr gehen wir an diesem gewittrigen Abend schlafen. Ob für dieses für uns sehr ungewöhnliche Verhalten die Höhe verantwortlich ist? OTTO hat jedenfalls keine Probleme und auch die Heizung funktioniert bestens, was auf 3700 Metern nicht bei jedem Expeditionsmobil der Fall ist.

 

Es ist 7.00 Uhr morgens als HJ die Jalousie im Schlafzimmer hochschiebt, um nach dem nahen Krater des Popo Ausschau zu halten. „Wahnsinn, Wahnsinn!“, ruft er, während er sich seine Jacke und den Kamera-Rucksack umhängt und Minuten später verschwunden ist. Auch ich schnappe mir meine warme Jacke und laufe hinterher. Da stehen wir nun, auf der steilen Böschung 50 Meter oberhalb von unserem Auto im Schlafanzug, ganz nah dem Gipfel des schönsten Berges von Mexiko. An diesem Morgen haben wir den Popocatepetl eine Stunde lang ganz für uns alleine, bevor er sich für den Rest des Tages hinter dicken Wolken versteckt.

08. bis 10. Juli 2017

Heim -

weh!

"Die Fremde ist herrlich,

solange es eine Heimat gibt, die wartet."

(Erika Mann)

Hello, how are you?

We are fine!

 

In acht Wochen Kuschelurlaub mit Familie und Freunden haben wir unsere Reisebatterien wieder aufgeladen. Viele herrlich lustige Tage, in großer und in kleiner Runde, haben wir verbracht. Dann verabschiedete sich der Sommer. Auch Leo hat seinen Koffer gepackt und ist zurück an den Bodensee gefahren. Für ihn beginnt das zweite Semester und er freut sich sehr darauf. Besser kann es nicht laufen ... auch wenn uns der Abschied wieder schwer gefallen ist. Ohne ihn wurde es zu Hause schnell sehr still. Zu still! Wie gut, dass auch wir unsere Rucksäcke wieder packen konnten.

 

Ja, ... und jetzt sind wir hier, in New York, the city which never sleeps!

Mit "klick" geht's ab nach New York

Zusammenfassung 2

 

Las Vegas bis México City

Eine Zusammenfassung des zweiten Teils unserer Reise, von Februar bis Juli 2017

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